Da Hanoi (der Startpunkt der organisierten Reise) von Deutschland aus nicht
direkt angeflogen wird, bot sich ein kurzer Aufenthalt in Singapur an (Bangkok,
die Alternative für den Stop-Over, kannten wir bereits von unserer
Thailand-Reise).
Gemeinsam mit unserer Nachbarin Edith, die uns auf dieser Reise
begleitete, verbrachten wir dort 2 Tage. Anders als es Edith von früheren
Besuchen kannte, bot die an sich nicht unattraktive Stadt einen durch den von
den Weihnachtsparties übrig gebliebenen Müll ziemlich verunstalteten Anblick.
Als lohnend erwies sich der Ausflug in den Botanischen Garten und hier
besonders der wunderschöne Orchideen-Garten, der größte der Welt. Am zweiten
Tag unternahmen wir eine Wanderung durch den Regenwald im Bukit Timah
Nature Reserve nördlich der Stadt, bei über 40 Grad Hitze und 95%
Luftfeuchtigkeit eine überaus schweißtreibende Angelegenheit. Amüsant: die in
der Nähe des Visitor Centers sich herumtreibende Horde Langschwanz-Makaken,
die sich unbekümmert aus nächster Nähe beobachten und fotografieren ließen.
Vietnam hat die Form eines langgezogenen, schmalen "S" mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von 1750 km, und so erscheint die vom Reiseveranstalter vorgesehene Dreiteilung der Reise in Nord-, Mittel- und Südvietnam, jeweils verbunden mit Inlandsflügen, naheliegend.
In Hanoi, der Hauptstadt Vietnams, fand sich die Reisegruppe von 18 Personen
zusammen; sie erwies sich bald als angenehm homogen.
Neben den
Programmpunkten in der Stadt selbst (u.a. Literaturtempel, Einsäulenpagode, Ho
Chi Minh-Mausoleum und -Wohnsitz) ist Hanoi Ausgangspunkt für eine eintägige
Exkursion in die Halong-Bucht im südchinesischen Meer mit ihren bizarren
Kalkfelsen und Grotten (UNESCO-Weltnaturerbe seit 1994). Dem Vorschlag
unseres Reiseleiters folgend statteten wir darüber hinaus dem in Nordvietnam
traditionellen Wasserpuppentheater einen Besuch ab – ein empfehlenswertes,
sehr exotisches Spektakel.
Leider kommt bei dem vom Reiseveranstalter vorgesehenen Ablauf der Besuch
der Stadt Hanoi selbst etwas zu kurz, hier vermissten insbesondere die Foto-Interessierten
in der Reisegruppe ein paar Stunden Zeit bei Tageslicht – wie es in
Hoi An (Mittelvietnam) und Saigon (Südvietnam) ja auch durchaus vorgesehen
ist.
Nach dem Flug von Hanoi zur alten Kaiserstadt Hué steht eine Bootsfahrt auf
dem "Parfüm-Fluss" auf dem Programm; bei der Thien Mu-Pagode legt man zu
deren Besichtigung an, und an der imposanten Grabanlage des Kaisers Minh
Mang endet die Tour. Unterwegs sind immer wieder mit einer handbetriebenen
Winde ausgerüstete Boote zu sehen, mit denen die Menschen hier zu ihrem
Lebensunterhalt Sand vom Grunde des Flusses fördern, um ihr Boot dann bis
zum Anschlag damit vollzuladen – eines sahen wir sinken! Auch zwei
Arbeitselefanten tauchten am Flussufer auf.
Die Rückfahrt nach Hué mit dem Bus führt unweit des "Hamburger Hill" vorbei,
der seinen Namen der makabren Umschreibung einer besonders blutigen
Schlacht im Vietnamkrieg verdankt. Der Aufenthalt in Hué endet am Folgetag
nach dem Besuch der Zitadelle, einer nach dem Vorbild der "Verbotenen Stadt"
in Peking angelegten weitläufigen Verteidigungsanlage mit architektonisch sehr
reizvollen Bauwerken.
Über den "Wolkenpass", der auf unserer Fahrt seinem Namen alle Ehre machte,
geht es dann nach Da Nang, wo der Besuch eines Museums mit Exponaten der
Cham-Kultur ansteht. Hier hatten wir endlich auch die Gelegenheit zu einem
ausgedehnten Foto-Bummel über einen der typischen Straßenmärkte bei
Tageslicht. Nach einem Abstecher in die Marmorberge (der optional angebotene
Aufstieg zu einigen sehenswerten Tempeln lohnt sich!) erreicht man Hoi An
(UNESCO-Weltkulturerbe seit 1999), ein schmuckes Hafenstädtchen mit
malerischen Gassen und interessanten Handwerksbetrieben.
Hoi An ist ebenfalls
Ausgangspunkt einer Exkursion zur alten Cham-Tempelstadt My Son, einer der
kulturhistorisch bedeutendsten Stätten Vietnams (UNESCO-Weltkulturerbe seit
1999), die allerdings im Vietnamkrieg durch massives Bombardement der
Amerikaner weitgehend zerstört wurde.
Nach dem Flug von Da Nang nach Saigon (heute offiziell "Ho Chi Minh City")
besucht man zunächst auf einer ausgedehnten Stadtrundfahrt mit dem Bus
interessante Ziele in der Stadt selbst, neben einigen bedeutenden Bauwerken
typisch kolonialer Architektur (u.a. Hauptpost, Kathedrale "Notre Dame")
mehrere sehr schöne Tempelanlagen, sowie den Stadtmarkt mit seinen
exotischen Angeboten (darunter der traditionelle asiatische Schlangenschnaps).
Das Kriegsmuseum, das im Wesentlichen eine etwas unsystematisch aufbereitete
Sammlung von zum Teil kaum erträglichen Fotodokumenten präsentiert, bringt
die Schrecken des 1973 beendeten Vietnam-Krieges noch einmal in Erinnerung.
Auch ein Bettler auf der Straße – mit entstelltem Gesicht offenkundig ein
Napalm-Opfer – trug dazu bei, ebenso wie die Besichtigung des von den Vietcong
während des Partisanenkrieges angelegten Tunnelsystems bei Cu Chi
nordwestlich von Saigon.
Schließlich ist Saigon Ausgangspunkt für einen
ganztägigen Ausflug zu einer kurzweiligen Bootstour auf den Wasserstraßen des
Mekong-Deltas. (Der 4500 km lange Mekong entspringt in Tibet, und am
Goldenen Dreieck, dem Dreiländereck von Myanmar, Thailand und Laos hatten
wir vor 4 Jahren schon einmal die Gelegenheit, ihn mit dem Boot zu befahren.)
Der eingangs erwähnte Zusammenhalt in der Reisegruppe hatte bis zuletzt
Bestand, und so haben wir uns am letzten Tag – in fast vollständiger Runde – zu
einem vergnüglichen gemeinsamen Abschiedsessen zusammengefunden.
Unsere zweite Reise nach Indochina (nach Thailand im Winter 2000) hat unsere
Zuneigung zu dieser Region, den dort lebenden Menschen und ihrer
faszinierenden Kultur gefestigt, und Kambodscha, Laos und Myanmar werden
sicher irgendwann folgen.
Das Kriegsmuseum in Saigon, die Vietcong-Tunnel in Cu Chi, vor allem aber die
Erzählungen unseres Reiseleiters in Nordvietnam, der selbst als Vietcong an der
Front kämpfte, haben den Vietnam-Krieg noch einmal ins Bewusstsein gerückt.
Dies war für mich (Thomas), der ich 1968 als 15-jähriger an den
Protestdemonstrationen gegen den Krieg der Amerikaner in Vietnam beteiligt
war, besonders beeindruckend.
Diese empfehlenswerte Reise wird angeboten von Gebeco
unter dem Titel
"Höhepunkte Vietnams". Wir waren mit der Organisation, den Hotels und den –
vorzüglichen! – Restaurants sehr zufrieden. Auch die Auswahl der
Besichtigungsziele ist nicht zu beanstanden. Und wenn man den Besuch des Ho
Chi Minh-Mausoleums in Hanoi inklusive der Besichtigung des aufgebahrten
Leichnams auch für verzichtbar halten mag, bedenke man, dass dieser
Programmpunkt ein Gebot des Respekts vor diesem hochverehrten Idol des
Gastlandes ist.
Unsere vietnamesischen Reiseleiter (je einer in Nord-, Mittel- und Südvietnam)
überzeugten durch ihre fundierten Kenntnisse des Landes und seiner Geschichte,
sowie ihr freundliches und mitteilsames Wesen. Die Reiseleiter in Nord- und
Südvietnam beeindruckten darüber hinaus durch exzellente Beherrschung der
deutschen Sprache – erworben in langjährigen Aufenthalten im sozialistischen
Bruderland DDR.